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Trauerrituale in anderen Kulturen – mitunter durchaus freudig

Gruppe von Shadhus, heiligen Männern in Indien.
Gruppe von Shadhus, heiligen Männern in Indien.

Die Trauerrituale in anderen Kulturen unterscheiden sich teilweise sehr deutlich von unseren, den Trauerritualen in Deutschland. Die Trauer um einen Verstorbenen, durch den Verlust eines geliebten Menschen eben, findet man schon in vielen Kulturen. Aber der Umgang mit dem Tod hängt sehr stark von Religion eines Landes oder einer Kultur ab. Und so ist es kein Wunder, dass in manchen nicht-christlichen Kulturen der Tod kein trauriges, sondern, im Gegenteil, ein freudiges Ereignis ist. Wie also unterscheiden sich Trauerrituale in anderen Religionen, Kulturen und Ländern von unseren?

Trauerrituale in anderen Kulturen  – Buddhismus

Buddhastatue
Buddhastatue

Buddhisten glauben daran, dass der menschliche Körper nur für dieses Leben ausgeliehen ist. Sobald ein Mensch stirbt, verlässt er diesen materiellen Körper und wird in einem späteren Leben einen neuen erhalten. Es gibt also eigentlich keinen Grund zur Trauer. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass der Sterbende sich sogar darauf freut, was ihn nach dem Tod erwartet – warum sollte das traurig sein? Feste Bestattungsrituale gibt es nicht, es ist jedoch üblich, dass der Körper des Verstorbenen noch einige Zeit zu Hause liegt. Während dieser Zeit dürfen keine Speisen zubereitet werden, ausschließlich das Tee- und Kaffeekochen ist erlaubt. In der Regel erfolgt die Bestattung in Form einer Feuerbestattung. Verwandte, Freunde und Nachbarn der Angehörigen bereiten die Mahlzeiten für die Beerdigung. In vielen Fällen verstreut man die Asche des Verstorbenen in einem Gewässer, Erdbestattungen sind aber auch üblich.

Trauerrituale in anderen Kulturen – Hinduismus

Auch im Hinduismus glaubt man an die Wiedergeburt. Somit wird die körperliche Hülle eines Verstorbenen nicht mehr benötigt und verbrannt, sodass die Seele von ihm befreit wird. Die Asche wird anschließend in den heiligen Flüssen verstreut, exakt vier tage nach der Einäscherung. Ausnahmen bilden verstorbene Kinder, Schwangere, und auch die Brahmanen (Priester). Für ihre Wiedergeburt ist der Körper nicht hinderlich und sie werden entweder erdbestattet oder als Leichnam einem Fluss übergeben. Auch Familien, die sich kein Feuerholz leisten können, übergeben den Leichnam des Verstorbenen Angehörigen dem Wasser der heiligen Flüsse.

Haben Sie die Hindus am Ort ihres größten Heiligtums erlebt, verstehen Sie auch andere Orte der Hindus besser als zuvor.
Haben Sie die Hindus am Ort ihres größten Heiligtums erlebt, verstehen Sie auch andere Orte der Hindus besser als zuvor.

Varanasi – die heilige Stadt der Hindus

Wer Trauerrituale in anderen Kulturen kennen lernen will, ist mit der Heiligen Stadt der Hindus gut beraten. Varanasi, die heilige Stadt der Hindus, ist wie ein Spiegelbild des Hinduismus. Wer nach Indien reist, um den Hinduismus zu erleben, muss unbedingt nach Varanasi. Die heilige Stadt der Inder ist weit im Norden des Landes gelegen. Am Ufer des Flusses – Ganges. Der heilige Fluss der Hindus – der hier, in Varanasi, besonders heilig ist. Die Stadt Varanasi, hoch im Norden Indiens, im Bundesstaat Uttar Pradesh am Ganges gelegen, ist DIE Pilgerstadt der Hindus. Auch für einen Europäer ist eine Reise hier her keine Reise wie jede andere auch. Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie Varanasi besuchen wollen. Nur dann können Sie das Zentrum der Hindus wenigstens ein wenig kennen lernen. 

Varanasi am Ganges gelegen

Die heilige Stadt von Shiva liegt am Ganges, dem heiligsten Fluss Indiens. In diesem Landstrich macht der Ganges auf seinem Weg vom nah gelegenen Himalaya kommend eine Windung in Richtung Süden. Sobald Sie nach Varanasi kommen, sind Sie in einer eigenen, ganz besonderen Welt. Schon die Bilder von Varanasi erzeugen eine eigenartige Stimmung. Mir persönlich geht es jedenfalls so. Langsamer scheint die Zeit zu gehen.
Die Stadt mit ihren Ghats (Treppen zum Ganges) wurde so gebaut, dass man vom Ufer des Ganges aus nach Osten – in Richtung der aufgehenden Sonne über den Ganges blickt. Ein eindrucksvolles Schauspiel Morgen für Morgen. Es sei denn, Sie fahren zur Zeit des Monsun hier her. Dann müssten Sie auf das morgendliche Schauspiel der Sonne verzichten. Dafür hätten Sie jedoch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Der Ganges wäre – dank des Monsunregens – weniger verpestet als zur Trockenzeit.

Die Göttin Ganga

Schon rund tausend Jahre vor Beginn der modernen Zeitrechnung galt dieser Ort am Ganges als besonders heilig. Der Ganges wird von den Hindus als Göttin Ganga verehrt. Ganga ist es, die alles Lebende umarmt. Im Himmel umarmt sie das Leben als Milchstraße, auf der Erde umarmt sie das Leben als Ganges, also als ein Fluss. Und auch in der Unterwelt kann man die Göttin Ganga antreffen. Dort ist sei ein unsichtbarer Kraftstrom unter dem Himalaya.  

Das Leben auf den Tod ausrichten

Für Sie als Europäer könnte es eine Weilchen dauern, bis sie sich an diesen besonders heiligen Ort der Hindus gewöhnt haben. Nehmen Sie sich also Zeit, die heilige Stadt der Hindus kennen zu lernen. Hier in der Stadt des Shiva, erleben Sie direkt und hautnah, fast nackt, wie tief der Glauben das Leben der Inder beeinflusst. Besser gesagt: Ihr Leben und ihr Sterben. Denn hier kommen sie kaum umhin zu erkennen, dass die Hindus ihr ganzes Leben auf sein Ende – den Tod ausrichten.

Varanasi erleben

Mein Tipp: Bleiben Sie (wie ich) für mehrere Tage oder sogar Wochen in Varanasi. Zwischendurch besuchen Sie zum Beispiel Delhi, Agra oder auch Khajuraho. Damit Sie sich weitgehend auf Varanasi fokussieren können, fahren Sie besser nicht mit einer Reisegesellschaft in die Heilige Stadt. Schon gar nicht mit einer Pauschalreise. Am besten, man wagt es, auf eigene Faust in die Heilige Stadt quasi zu pilgern, zum Beispiel Trekking per Bus, per Auto oder per Bahn. Damit Sie das tun können, habe ich Ihnen die wichtigsten Informationen zum Trekking innerhalb des Landes zusammengestellt. Eine aufregende Zeit wünsch ich Ihnen! 

  • Nach Neu Delhi sind es 700 Kilometer in nordwestlicher Richtung.
  • Nach Ramnagar sind es nur rund 10 Kilometer Richtung Osten. Ramnagar liegt am anderen Ufer des Ganges.
  • In der Stadt des Taj Mahal – Agra sind Sie nach 500 Kilometern in Richtung Nordwest. 

Trauerrituale im Islam – 40 Tage Trauerkleidung

Im Islam ist es üblich, den Toten, wenn möglich, bereits am Tag des Todes zu bestatten. Zuvor badet man den Leichnam und in hüllt ihn ein weißes Gewand. Das Grab ist immer exakt auf Mekka, eine der beiden heiligen Pilgerstätten des Islams ausgerichtet. Eine Feuerbestattung ist im Islam nicht erlaubt. Während Grabsteine eher unüblich sind, wird während der Trauerzeremonie am Grab stehend gebetet. Die Familie des Verstorbenen ist angehalten 40 Tage lang Trauerkleidung zu tragen. Beendet wird diese 40-tägige Trauerzeit mit einem gemeinsamen Essen, dem Besuch des Grabes sowie dem Verteilen von Spenden für die Hinterbliebenen. Ein Jahr nach dem Tod findet dieses Ritual noch einmal statt.

Trauerrituale in anderen Kulturen – Juden halten Totenwache

Im Judentum bringt man dem Sterbenden große Hochachtung entgegen. Er darf weder berührt werden, noch darf sein Sterben verzögert oder beschleunigt werden. Sofern ein Jude zu Hause stirbt, versammeln sich Angehörige und freunde um das Sterbebett um gemeinsam zu beten. Auch das Judentum erlaubt ausschließlich Erdbestattungen. Ebenfalls soll der verstorbene möglichst schnell, am Sterbetag oder folgenden Tag bestattet werden. Nach jüdischem Brauch wird der Tote in einem speziellen Raum von der heiligen Bruderschaft gewaschen und in ein weißes Leinenhemd gehüllt. Bis zur Beerdigung wechseln sich Verwandte und Freunde mit der Totenwache ab. Die eigentliche Beerdigung findet im Kreise der jüdischen Gemeinde mit einer großen Trauerfeier statt.

Trauerrituale in Deutschland 

In unserem christlich geprägten Kulturkreis gibt es, trotz dominantem Christentum große Unterschiede. So sind auch die Trauerrituale in Deutschland sehr verschieden. Der Umgang mit dem Tod und mit dem Sterben ist sehr stark kulturell geprägt. Trauerrituale in Deutschland unterscheiden sich durchaus stark. Denn es gibt bei uns neben den verschiedenen Religionen auch viele Atheisten. So gibt es bei uns viele verschiedene Bestattungsarten. Auch die Art und Weise wie ein Verstorbener bis zur Beerdigung behandelt wird oder wie die Trauer zum Ausdruck gebracht wird, sind bei uns in Deutschland sehr verschieden.

Es gibt also auch keine einheitlichen Regeln, ob man den Verstorbenen für eine Trauerfeier im offenen Sarg einbalsamiert oder möglichst schnell einäschert. Das entscheidet man bei uns in Deutschland grundsätzlich individuell oder entsprechend der Religion, welcher sich der Verstorbene zugehörig fühlt. Aber auch für Atheisten hängt es meist von den persönlichen Vorstellungen des Toten und der Angehörigen ab, wie man Abschied nehmen will.

Trauerrituale in anderen christlichen Kulturen 

Tempel Mexiko - hier mischen sich christliche und indianische Kultur
Tempel Mexiko – hier mischen sich christliche und indianische Kultur

In manchen christlich geprägten Ländern, etwa in Mexiko, haben sich im Laufe der Zeit christliche Bräuche mit denen der Ureinwohner vermischt. Im Weltbild der alten Azteken beispielsweise stellte der Tod kein Ende, sondern vielmehr einen neuen Anfang für den Verstorbenen dar. In Mexiko gibt es zum Beispiel den Beruf des Bestatters gar nicht. Familien waschen den Verstorbenen selbst, kleiden ihn mit seinen besten Kleidern und legen den Leichnam eigenhändig in einen vorher ausgesuchten Sarg.

Im Anschluss bahrt man der Sarg in einem festlich geschmückten zentralen Raum auf und gedenkt des Toten im Laufe der ganzen Nacht. Am nächsten Tag findet die Beerdigung statt. Die Beerdigung beginnt mit einem Trauergottesdienst in einer Kirche und endet schließlich mit dem indianisch – traditionellen Zumauern der Öffnung der Ruhestätte. Und schließlich denkt man in Mexiko jedes Jahr am „Tag der Toten“ an die Verstorbenen und lädt die Seelen zu sich nach Hause ein.

Quellen:

Text: Trauer und Trauerrituale im Buddhismus / Übliche Trauerrituale im Islam / Infos zu Tod und Trauer im Judentum 

Bilder: © piccaya von Deposit / Arek Socha auf Pixabay / mazzzur von Deposit / Fernand Repond von flickr.com

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